Ist Bausparen zeitgemäß bzw. lohnt sich dieses Produkt?
Bausparen hat allgemein den Ruf, langweilig und in der heutigen Zeit viel zu konservativ zu sein. Weitere Argumente gegen einen Bausparvertrag sind die derzeit niedrigen Guthabenzinsen während der Ansparphase und die zusätzlich anfallenden Abschlussgebühren.
Warum ein Bausparvertrag trotz der oben genannten Argumente eine sehr gute Strategie sein kann, möchte ich in diesem Beitrag aufzeigen.
Zweck und Bedingungen eines Bausparvertrags
Ein Bausparvertrag dient grundsätzlich dazu, ein zinsgünstiges Darlehen für wohnwirtschaftliche Zwecke zu erhalten.
Der grundsätzliche Vorteil eines Bausparvertrags liegt daher in den niedrigen Darlehenszinsen. Diese liegen derzeit zwischen 0,95 % und 1,95 %. Im Vergleich dazu liegt der durchschnittliche Zinssatz für eine Bankfinanzierung derzeit bei 4,1 % bis 4,8 % (je nach Konstellation).
Um ein Bauspardarlehen in Anspruch nehmen zu können, muss der Bausparvertrag durchschnittlich mit 40 % bis 50 % der Bausparsumme angespart werden. Als Beispiel. Wird eine Summe von 100.000,- € benötigt, muss der Bausparvertrag über diese Summe abgeschlossen werden. Diese 100.000,- € teilen sich auf in 40 % Guthaben, das angespart werden muss, und 60 % Darlehensanspruch.
Während der Ansparzeit beträgt die Guthabenverzinsung eines Bausparvertrags durchschnittlich 0,05 %.
Hier stellt sich für viele die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, bei diesen niedrigen Guthabenzinsen über Jahre einen Bausparvertrag anzusparen, um dann mit den niedrigen Darlehenszinsen belohnt zu werden.
Denkfehler. Der umgekehrte Zinseszinseffekt einer Finanzierung
Bei vielen entsteht der Gedanke, dass man die Sparrate, die man monatlich in den Bausparvertrag investiert, anderweitig ansparen könnte, um so durch einen deutlich besseren Zinssatz, ein höheres Kapital aufzubauen. Das dann noch benötigte Darlehen wird über eine Bank finanziert. Es wird angenommen, dass der bessere Guthabenzins den höheren Darlehenszins bei der Bank ausgleicht und man somit einen Zinsvorteil hätte.
Da ein Darlehen im Gegensatz zum Vermögensaufbau mit einer hohen Summe beginnt, sind die Zinszahlungen zu Beginn sehr hoch und nehmen erst gegen Ende deutlich ab. Beim Vermögensaufbau setzt der Zinseszinseffekt erst ein, wenn ein hohes Guthaben erreicht ist.
Bei einem Kredit sind die Zinszahlungen, wie bereits erwähnt, zu Beginn sehr hoch, da die Kreditsumme hoch ist. Deshalb spricht man hier vom umgekehrten Zinseszins.
Berechnungsbeispiel
Zur besseren Veranschaulichung soll folgendes Beispiel dienen. Ein Kunde benötigt in 10 Jahren 200.000,- € für die Anschlussfinanzierung seiner Immobilie. Der Kunde kann dafür monatlich 750,- € plus einmalig 10.000,- € anlegen bzw. sparen, um diese Restschuld in 10 Jahren bei seiner Bank zu tilgen.
(Dieses Beispiel kann auch verwendet werden, wenn keine Immobilie vorhanden ist, aber der Wunsch besteht, eine Immobilie zu erwerben.)
Variante 1
Die 750,- € werden 10 Jahre lang monatlich auf einem Tagesgeldkonto mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 2,3 % angespart. Die 10.000,- € werden gleich zu Beginn einmalig angelegt. Dadurch wird in den nächsten 10 Jahren ein Vermögen von 113.707,- € aufgebaut (Zinserträge: 13.707,- €). Die Differenz zur Ablösesumme (200.000,- € – 113.707,- €) von knapp 86.000,- € muss dann über eine Bank zum dann aktuellen Zinssatz weiter festgeschrieben/finanziert werden. Angenommen wird hier ein Darlehen mit einem Zinssatz von 4,5 % auf weitere 10 Jahre Zinsbindung.
Die dafür aufgewendeten Darlehenszinsen betragen 21.028,- €.
Variante 2
Die 750,- werden monatlich, plus die 10.000,- € einmalig, in einen Bausparvertrag mit einer Bausparsumme von 200.000,- € investiert. Nach 10 Jahren kann somit der abzulösende Kredit bei der Bank mit dem angesparten Bausparvertrag (eingezahltes Guthaben 102.257,- € plus 97.742,- € Bauspardarlehen) abgelöst werden. Die Guthabenverzinsung beträgt hier im Vergleich zu Variante 1 nur 288,- € auf das bis dahin angesparte Guthaben.
Dies ist der oben beschriebene Nachteil in den ersten 10 Jahren der sogenannten Ansparphase. Hier beginnt jedoch der Ansatz der Strategie.
In der Darlehensphase, die nach 10 Jahren beginnt, wird das Bauspardarlehen mit einer monatlichen Rate von 1.200,- € in nur 8 Jahren getilgt.
Die hier aufgewendeten Darlehenszinsen betragen 3.375,- €.
Zinsvorteil
Der Darlehenszins aus Variante 1 verrechnet mit dem erhaltenen Guthabenzins aus der Ansparphase beträgt somit 7.321,- €.
Der Darlehenszins aus Variante 2 verrechnet mit dem erhaltenen Guthabenzins aus der Ansparphase beträgt nur 3.087,- €.
Dies entspricht einem Zinsvorteil von 4.234,- €.
Außerdem beträgt die Darlehenslaufzeit bei Variante 2 nur 8 Jahre und nicht wie bei Variante 1 10 Jahre.
Das bedeutet, dass neben der Zinsersparnis auch 24 Monate weniger Raten gezahlt werden müssen.
Dies ergibt einen weiteren Vorteil von 21.456,- €.
Fairerweise muss erwähnt werden, dass beim Bausparvertrag eine Abschlussgebühr von 1,6 % anfällt, was in diesem Beispiel 3.200,- € ausmacht.
Fazit
Der Zinsvorteil aus dem Bausparvertrag zuzüglich der ersparten Darlehensraten, vermindert um die Abschlussgebühr, ergibt einen Gesamtvorteil von 21.490,- €.
Hinzu kommen zwei weitere Vorteile, die sehr entscheidend sein können.
Bei der Variante 2 hat man jederzeit die Möglichkeit, das Darlehen vorzeitig vollständig zurückzuzahlen. Dies ist zum Beispiel bei einem Verkauf der Immobilie oder einer größeren Erbschaft sehr vorteilhaft.
Darüber hinaus besteht eine 100%ige Zinssicherheit der Finanzierung. Der Darlehenszins nach 10 Jahren ist bereits heute gesichert. Bei einer Bankfinanzierung ist der Zinssatz in 10 Jahren immer nur eine Annahme, da die zukünftige Zinsentwicklung nicht vorhersehbar ist.
Haben Sie Fragen zu einer geplanten oder bereits bestehenden Finanzierung? Ich helfe Ihnen gerne weiter.
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